01. Januar 2001

Von Völklingen in die Antarktis

Insgesamt einen Monat war das Schiff unterwegs, um sämtliche Materialien, Ausrüstung und Baumaschinen zum mehr als 11.000 km entfernten Ziel zu bringen: zwei britische Forschungsstationen in der Antarktis. Ins Land von Eis und Schnee, wo im Winter Temperaturen bis – 40 Grad herrschen und auch im Sommer das Thermometer nur wenig über Null klettert. Mit an Bord des Schiffs: sogenannte Rundstahlanker der Firma Anker Schroeder aus Dortmund, gefertigt aus Stabmaterial von Saarstahl.

Rothera und King Edward Point sind zwei von insgesamt fünf britischen Forschungsstationen in der Antarktis. Hier leben und arbeiten ganzjährig Wissenschaftler, die u.a. die Auswirkungen des Klimawandels auf den sechsten Kontinent untersuchen.

Um sie mit Lebensmitteln und Ausrüstung zu versorgen, wurde ein neues Versorgungsschiff in Dienst genommen, das mit einer Länge von 130 Metern die Dimensionen seines Vorgängers deutlich übertrifft und daher den Ausbau der zu klein gewordenen Hafenanlagen erforderlich machte.

Bei dem Neuaufbau der Anlagen, der im April letzten Jahres abgeschlossen wurde, kam auch unser Stahl zum Einsatz. Aus ihm sind nämlich die Rundstahlanker gefertigt, die für eine feste Verankerung der Spundwände sorgen. Spundwände, das sind dicht an dicht in den (Meeres)Boden gerammte Stahlelemente, die das spätere Hafenbecken bilden. Die landeinwärts stehende Spundwandreihe wird mit Stahlträgern abgestützt, mittels langer Stangen „festgezurrt“ und mit den gegenüberliegenden Spundwänden verankert. Nur durch diese feste Rückverankerung kann später die Stabilität der gesamten Anlage gewährleistet werden. Eine hohe Anforderung an das verwendete Material.

Spezielles Material für spezielle Anwendung

Für die Verankerungsstangen lieferte Saarstahl das Ausgangsmaterial. Es handelt sich um einen runden Stabstahl aus dem Werkstoff S 355 N, gewalzt auf der Straße 14 in Nauweiler. Dieser Rundstahl wird von dem Kunden, einem Spezialisten für Verankerungen von Hafenanlagen, Schleusen, Brücken und Stadien, weiterverarbeitet. Hierzu werden auf die von Saarstahl gelieferten Stabstähle teilweise sogenannte Ankerköpfe ge- schmiedet, teilweise werden auch Gewinde geschnitten. Diese Prozesse dienen einerseits dazu, geforderte mechanische Kennwerte zu erreichen, andererseits kann man hierdurch mehrere Anker miteinander verbinden.

„Bei dem Stabmaterial für die Verankerungsstangen handelt es sich um ein spezielles Produkt“, berichtet Uwe Schnur, Leiter Vertrieb Stabstahl. „Denn wir liefern Längen bis 27 Meter, was in Europa nur sehr wenige Wettbewerber bieten können.“ Diese Dimensionen sind für den Kunden deshalb wichtig, weil er beim Hafenbau sehr große Längen überbrücken muss. Je länger die einzelnen Ankerstäbe, desto weniger Ankerverbindungen müssen hergestellt werden.

„Saarstahl ist im Laufe unserer langen Zusammenarbeit vom Lieferanten zum Partner geworden. Zu einem Partner, mit dem wir gemeinsam Stahlentwicklungen vorantreiben und Stahlsorten optimieren, um noch markt- gerechter liefern zu können.“

Daniel Schroeder, Geschäftsführer Anker Schroeder ASDO GmbH

Aufträge wie Rothera und King Edward Point sind Projektgeschäfte. Daher kommt es gleichermaßen auf Qualität wie Lieferpünktlichkeit an: „Alle beteiligten Stellen bei Saarstahl, ob Vertrieb, Qualitätswesen oder Produktionsplanung, kennen die Brisanz des Termingeschäfts und handeln danach“, so Schnur.

„Der Kunde schätzt unsere Zuverlässigkeit und Flexibilität.“

Interessantes Projektgeschäft

Bei der Lieferung für Rothera und King Edward Point geht es nicht um die ganz großen Tonnagen. „Es sind kleine, aber für Saarstahl bedeutende Aufträge, weil sie unabhängig von den Zyklen der Automobilindustrie laufen und weil sie über all die Jahre mit einer großen Kontinuität gebucht werden“, ordnet Uwe Schnur ihren Stellenwert ein.

Derzeit läuft die Lieferung für weitere Projekte, andere sind breits in der Vergabe und werden vermutlich ebenfalls mit Saarstahl realisiert. Mal sehen, wohin dann die Reise unseres Stabmaterials geht.

(Stahlinform 1/2021)